Freitag, 23. März 2012

Frank Miller - Schwitzend in den Kampf der Kulturen

Schwitzend in den Kampf der Kulturen
Die Graphic Novels des Frank Miller und deren Verfilmungen als pervertierte Reflexionen der amerikanischen Gesamtgesellschaft und im Besonderen deren medialen Umgangs mit islamistisch motiviertem Terrorismus

Es kann wohl direkt zu Beginn dieses Essay behauptet werden, dass Frank Miller neben Alan Moore wohl zu den wenigen, wenn nicht gar einzigen, Comickünstler gezählt werden kann und darf, dessen Name einem breiten Publikum auf dem amerikanischen als auch europäischen Kontinent zumindest peripher ein Begriff sein dürfte. Es sei jedoch auch schon gleich an dieser einleitenden Stelle konstatiert, dass diese Berühmtheit der beiden Künstler keineswegs nur aus ihrem Werkschaffen allein resultiert, sondern vielmehr auf die markanten multimillionen teuren Verfilmungen ihrer Comicarbeiten zurückzuführen ist.
Bei Alan Moore sind insbesondere die Verfilmungen seiner Werke „V FOR VENDETTA“ aus dem Jahr 2005 der Brüder Larry1 und Andy Wachkoswki, sowie die Verfilmung seines Hauptwerkes „WATCHMEN“ durch Zack Synder zu nennen. Eben dieser Zack Synder, der 2004 mit seinem Spielfilmdebüt, einem Remake des George Romero Kult-Zombie-Films „DAWN OF THE DEAD“, einen beachtlichen Erfolg gefeiert hatte, zeichnete sich dann auch für die zweite Verfilmung eines Werkes von Frank Miller verantwortlich: dem antiken Schlachtengemälde „300“. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Tarantino-Buddy Robert Rodriguez Millers einzigartigen Zeichenstil mit seiner Verfilmung von „SIN CITY“ auf die Leinwand transformiert. Und auch wenn die etwas komplexeren und weniger actionorientierten Verfilmungen der Werke Moores gegen die bombastischen Effektfeuerwerke der Frank Miller Verfilmungen in der Gunst der ZuschauerInnen leicht zurücklagen, so führten doch beide Filme zu einer verstärkten Rezeption der Ursprungswerke. Ja, es kann an dieser Stelle gar die These formuliert werden, dass Millers und Moores Werke zumindest in Deutschland einem breiten Publikum die Welt der sogenannten Graphic-Novels offenbarten und die Comics zu Objekten der Populärkultur formten. Das gesamte Gerne des Comics profitierte hierbei von einer Art des Imagewandels, der zuvor schon einige Jahre immer wieder in den Feuilletons der verschiedensten Zeitungen nachzulesen war. Der Comic wandelte sich in Form der Graphic Novel weg von seiner Funktion als Unterhaltungsmedium für spätpubertierende, männliche Nerds mit einer hohen Affinität für das Sammeln von Seltenem und Jugendlichen aller Couleur, hin zu einem ernstzunehmenden Medium der Literatur.
Im Jahr 2012 wird dieser Status der Graphic Novels nur noch selten in Frage gestellt und Werke wie Moores „WATCHMEN“ werden vom Time-Magazin wie selbstverständlich in einer Liste die die 100 besten englischsprachigen Romane seit 1923 listet, gefasst.

Insbesondere die Graphic Novels der beiden populären Ikonen Moore und Miller werden hierbei von Medien jeglicher Art und Ausrichtung, das deutsche Spektrum erstreckt sich hierbei von der kulturkonservativen „Die Welt“ bis hin zum sich selbst als avangardistisch gebärdenden Monatsmagazin „SPEX“, mit einem Stellenwert rezipiert und rezensiert, der dem Umgang mit einem neuen Werk des Literaten Umberto Ecco in Nichts nachsteht. So auch beim neusten Werk Frank Millers, dass Ende 2010 in den USA unter dem Titel „HOLY TERROR“ das Licht der Welt erblickte und schon bereits kurz nach Erscheinen, und lange vor einer in das Deutsche übersetzten Ausgabe, in vielen deutschen Medien Beachtung fand. Doch warum?

Die Gesamtheit des millerschen Ouvres lässt sich vortrefflich durch den englischen Slogan „style over substance“ charakterisieren. Die graphischen Umsetzungen der von Miller erzählten Geschichten sind in all ihren Manifestationen immer einzigartig und vermischen dabei gekonnt traditionelle Elemente der bildenden Kunst, traditionelle Elemente der amerikanischen Comic-Kunst, sowie verschiedenartige Traditionen der Filmkunst und neuartige Trends der bildenden Kunst zu einem stimmigen Gesamtbild. Prägnantes Beispiel für diese Hybridkunst ist sicherlich der von Miller in den Comics „SIN CITY“ perfektionierte graphische Stil, der Elemente des „Film-Noir“, der populären Street Art ala „Banksy“ und klassische Stilelemente typischer us-amerikanischer Heldencomics, ala DC und Marvel, in sich vereint. Hinzu kommt bei Miller, und das macht ihn für Verfilmungen so reizvoll, dass dieser bombastische Stilmix sich exzellent vom Medium des Buches hin zum Medium des Films transformieren lässt. Die Bildsprache Millers wird gar durch die, dem Kino innewohnende, Größe der Projektion noch weiter unterstützt. In Kombination mit der extrem körperlich orientierten Handlungen, die alle Arbeiten Millers dominieren, ergibt sich eine Grundsubstanz, die als Devierat im Kino perfekt funktioniert. Die fast zweistündige videoclipartige Schlachtencollage des Films „300“, sowie die episodenhaft inszenierte Gewaltorgie „SIN CITY“ legen hiervon eindrucksvoll Zeugnis ab.

Doch Millers Werke und insbesondere deren Verfilmungen zeichnen sich, abseits dieser effektgeschwängerten Oberfläche, durch eine auf den ersten Blick kaum ersichtliche Metaebene aus. Es sind die in Millers Geschichten angelegten Grundkonflikte und insbesondere deren Ausformulierungen in den jeweiligen Verfilmungen, die das Werk Millers weitaus interessanter, vor allem aber gesellschaftlich reflexiver gestalten, als dies in Bezug auf meine vorherigen Ausführungen anzunehmen ist. Millers Werke und deren Verfilmungen sind immer eine pointierte Reflexion des jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Geistes dem sie entstammen. Grundsätzlich lässt sich bei diesen Reflexionen zwischen zwei gearteten Wegen der Bearbeitung unterscheiden: Zum Einen die Pervertierung vorherrschender positiv konnotierter gesellschaftlicher Dogmen, zum Anderen die Überaffirmation mit medial geprägten und tief in der Gesellschaft verankerten Stereotypen.



Stark offensichtlich wird dieser gesellschaftsreflexive Moment zum ersten Mal in den Comics „SIN CITY“, in denen die Stadt „Basin City“ eine Art pervertierte Miniaturausgabe des amerikanischen Traumes ausformuliert und manifestiert und Grund dessen als eine Art Schmelztiegel fungiert in der alle positiv konnotierten Werte der amerikanischen Gesellschaft in das extreme Gegenteil umgepolt werden. Die staatliche Exekutive verkommt zu einem Haufen folternder und mordender PsychopathInnen; ein Gleiches gilt für die staatlichen Autoritäten wie Verwaltung und Kirche, wobei letztere von Kannibalen durchsetzt dargestellt wird. Eine einzigartige und originelle Perversion des christlichen Abendmahlmotivs. „SIN CITY“ ist Millers monströser Gegenentwurf zu einer amerikanischen Gesellschaft, die in den Realitäten der 90ern noch im anhaltenden Traum eines unendlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wachstums verhaftet war und erst knapp ein Jahrzehnt später aus diesem erwachen sollte. Die Verfilmung aus dem Jahr 2005 behält diesen Grundtenor unverändert bei, ergänzt das Bild aber außerordentlich geschickt durch Bezüge zur Realität, in dem der Film dominierend Schauspieler einsetzt, die im wirklichen Leben die Kehrseite des amerikanischen Traumes er- beziehungsweise durchleben mussten. Allen voran Michael Madsen und Mickie Rouge.



Ein gleichwertiger mythenhafter Grundkonflikt findet sich in dem Werk „300“, dass im Jahr 1998 Publikation erfuhr. Hierbei handelt es sich um Millers Bearbeitung der berühmten historischen Schlacht der Spartaner gegen die Perser bei den Thermophylen. Interessant ist bei diesem Produkt der krasse Bruch innerhalb der Darstellung in der Transformation vom Buch zum Film. Nicht optisch, denn gerade der Stil wurde gekonnt und vorlagenaffin übersetzt, sondern auf rein inhaltlicher Ebene.
Millers Werk erschien im Jahr 1998 und somit drei Jahre vor den islamistisch motivierten Anschlägen der Terrorganisation Al-Quida und dem darauf folgenden, von den US-Streitkräften dominiereten, Krieg gegen Afghanistan. Es verwundert somit auch nicht, dass Millers Bild der dargestellten Perser, als Angehörige des arabischen Kulturkreises, sich nicht in Stereotypen ergibt, wie sie aus den letzten Jahren immer wieder in Medien reproduziert wurden und werden: Der mit Turban, AK-47 und langem Bart ausgestattete nihilistische Feind der westlichen Kultur. Wir alle kennen dieses Bild der Populärkultur zu Genüge und wissen, dass dieses Bild noch einen marginalen Bezug zur konkreten Realitäten aufweist. Vielmehr ergeben sich Millers Darstellungen einer immer doppeldeutigen Darstellung der beiden antagonistisch angelegten Konfliktparteien. Die Spartaner manifestieren sich als faschistoide Verteidiger eines Kulturkreises, aus dem sie sich schon lange Grund ihrer extremen Ausformulierung des eigenen elitären Kriegeradels exklusiviert haben auf der einen Seite und die Perser auf der anderen Seite als dekadente Imperialisten, die letztendlich in ihrem Dasein nur noch egozentrisch um ihre Dekadenz zirkulieren, angeführt vom psychopathischen König Xerxes, der in keiner Facette seines Seins mehr historisch determiniert erscheint, sondern nur noch als extremstes Abbild dieser Dekadenz erscheint.
In Bezug auf die Darstellungen der Graphic Novel erscheinen viele Interpretationen die Millers Werk zum damaligen Zeitpunkt reaktionäre Tendenzen unterstellten als zu kurz gegriffen. Als im Jahr 2007 jedoch die Verfilmung des Werkes durch Synder, unter starker Inklusion von Miller, realisiert wurde, gestaltete sich das Endprodukt völlig anders und die etliche Jahre zuvor formulierten Kritiken der reaktionären Propaganda sollten zur besten Beschreibung dieses filmischen Machwerks avancieren.
Die Welt, insbesondere die Amerikanische, hatte sich seit Erscheinen der Graphic Novel 1998 so drastisch geändert wie selten zuvor. Die USA hatten 2001 einen für die nationale Psyche verheerenden Anschlag auf zwei ihrer Wirtschafts- und eines ihrer Regierungssymbole verkraften müssen und befanden sich seit diesen Jahren in einem zermürbenden Kampf in Afghanistan. Erst gegen die dortigen Machthaber, die Taliban, anschließend gegen eine für den normalen Soldaten nicht mehr nachvollziehbare Anzahl von Gegnern, die angeblich alle ihren Konsens im Kampf gegen die von den Amerikanern ermöglichte neue „demokratische Ordnung“ fanden. Hinzu kam 2003 der Krieg im Irak, der sich in seinem Verlauf zu einem ähnlich schwer nachvollziehbaren Kampf, wie der in Afghanistan, wandelte. Doch auch in der westlichen Welt trugen diese Konflikte ihre kulturellen Früchte: Der arabisch stämmige Mensch, insbesondere der sich zum Islam bekennende, verkam in den Medien zu einem Objekt, dessen inhaltliche Ausgestaltung sich am besten mit der Simulakrum-Theorie Jean Baudrillards um- und beschreiben lässt. Baudrillard geht in seinem Hauptwerk das im deutschen unter dem Titel „Der Symbole Tausch und der Tod“ vorliegt, davon aus das Bilder in ihrer medialen Reproduktion von ihren originären Inhalten abgelöst werden und mit neuen Bedeutungsebenen versehen werden können. Genau dieser Prozess trifft auf das von den Medien seit 2001 gezeichnete Bild des arabischstämmigen Menschen zu.
Während in den ersten Jahren zuerst medial eine direkte Korrelation zwischen einem aus dem arabischen Kulturkreis und sich zum Glauben des Islam bekennenden Menschen und einem/ einer TerroristIn in der medialen Darstellung suggeriert und produziert wurde, die jeglicher gesellschaftlicher Grundlage entbehrte, so wurde dieses Bild in den folgenden Jahren noch weiter abstrahiert und deformiert. Spätestens im Jahr 2007 ist das Bild das seinen originären Ursprung in den videoclipartigen Selbstinszenierungen des Terroristenführers Osama-Bin-Laden findet, soweit ein Abstraktum, dass letztendlich der arabischstämmige Mensch nur noch als Symbol für eine ominpräsente und akute Bedrohung der westlichen Kultur durch eine all ihre Werte nihilierende Macht in ihrer absoluten und reinen Inkarnation repräsentiert.
Synders Verfilmung von „300“ präsentiert in ihrer Ausgestaltung, sowohl inhaltlich als auch äußerlich, dieses Bild in annähernder Perfektion. Die Spartaner sind in der Verfilmung zu heldenhaften Verteidigern der Kultur geworden, die anders als bei Miller, vollends ihre eigene ist und zudem noch durch einige nette emanzipatorische Werte aufgebauscht wurde. Es sei an dieser Stelle nur der Dialog zwischen Spartanerkönig Lenonidas, dessen Frau und einem persischen Abgeordneten zu Beginn des Filmes erinnert. Auch ist die äußere Darstellung der Spartaner, nicht mehr wie bei Miller teilweise von Hässlichkeit geprägt, sondern frönt einem positiv konnotierten Körperfetisch, der für westlich-kapitalistisch geprägten Gesellschaftsmodelle bis zum heutigen Tag dominierend ist. In der Verfilmung „300“ paart sich diese Darstellung zudem mit einem unreflektierten Rückgriff auf die Körperdarstellungen der Filme Leni Riefenstahls.
Wichtiger in Bezug auf die Funktion der gesellschaftlichen Reflexion ist jedoch die Darstellung der Perser. Diese werden in ihrer großen Masse als geschichtslose Masse dargestellt, die blind ihren expressionistisch ausgestalteten Führern folgt und in vielen Facetten ihrer Ausgestaltung unübersehbare Reminiszenzen zu dem medialen Stereotyp des arabischen „Terroristen“ aufweist. Gerade aber die Führerfiguren der Perser bergen in ihrer Ausgestaltung noch einen Rest an Einzigartigkeit, der zu Beginn dieses Abschnitts dazu führte davon zu sprechen, dass Synder und Miller im Film „300“ das Simulakrum des arabischstämmigen Menschen nur annähernd perfekt auf die Leinwand transformierten. Die Perserführer, im Besonderen deren König Xerxes, sind derartig exotisch, überindividualistisch und expressionistisch ausgestaltet, dass sie dem kargen, nihilistisch gezeichneten medialen Feindbild der westlichen Kultur konträr entgegenstehen. In diesen Figuren ist noch im entferntesten die Doppelbödigkeit der ursprünglichen Miller Darstellungen zu erahnen, auch wenn diese Darstellungen in der Verfilmung Grund ihrer fehlenden Kontextualisierung im Gesamtwerk, vielfach stark rassistisch und auch homophob konnotiert erscheinen. Es sei hier nur auf die stark bipolare Gegenüberstellung des Zarathustra ähnelnden Übermenschen Leonidas und dem androgynen Charakter Xerxes verwiesen. Das Werk „300“ von Synder und Miller verkommt somit in seiner Verfilmung letztendlich zu einem elendigen Machwerk, dass sich exzessiv aus alten Bildtraditionen wie den Bildern Riefenstahls und neuen Bildtraditionen, wie dem Simulakrum des arabischstämmigen Menschen, heraus konstituiert und diese Bilderwelten als leicht verdauliches Popcornkino inszeniert, das in seiner Süße den bitteren Geschmack der unzähligen direkten und indirekten Diskriminierungen des Werkes überdeckt. Und nichts desto trotz kann und muss „300“ gerade auf Grund dieser inszenatorischen Strategien als ein Abbild der amerikanischen Gesellschaft angesehen werden. So wie „Rambo 2“ und „Rambo 3“ filmische Durchhalteparolen für die Konflikte des Kalten Krieges formten und inszenierten, so vollzieht „300“ diesen Schritt für all die kämpfenden US-SoldatInnen in Afghanistan und dem Irak.


Als dann in den letzten Monaten das neuste Werk Millers, die Graphic-Novel „HOLY TERROR“ erschien, mehrten sich schlagartig, insbesondere in den deutschen Medien, die Rezensionen die Miller erneut beschuldigten in seinem Werk reaktionären Ideen Vorschub zu leisten. Besondere Empörung rief die Ausgestaltung der islamischen TerroristInnen hervor, die angeblich nur noch auf einen bloße existentialistisch-nihilistischen Willen zur Vernichtung reduziert wurden seinen und die diese Kräfte bekämpfenden SuperheldInnen, die als über brutale Verteidiger des Westens nicht nur Schädel, sondern auch KritikerInnen zutiefst spalteten.
Es sind aber genau diese Bilder, die fast jede Besprechung weltweit erkennt und behandelt, die im Falle des Werkes „HOLY TERROR“ den Moment der gesellschaftlichen Reflexion formen. Miller verbindet in diesem Werk seine beiden grundlegenden Strategien der Überaffirmation und die der Perversion. So erschienen die eigentlichen HeldInnen der Graphic-Novel als degenerierte GewalttäterInnen, die einer autonom geformten Agenda folgen, die Legislative, Judikative und Exekutive in sich vereint und die beiden Figuren zu absoluten Souveränen erhebt. Ganz ähnlich den Figuren des Erfolgswerkes „SIN CITY“ repräsentieren auch diese beiden Figuren letztendlich eine Umpolung der mit SuperheldInnen gemeinhin assoziierten positiven Werten. Das diesen Werten, die Miller pervertiert, in den letzten Jahren starke gesellschaftliche Relevanz zugekommen ist, lässt sich nicht nur an den unzähligen Comicverfilmungen ablesen, die soweit gingen, dass selbst verstaubte Helden des Zweiten und Kalten Krieges, wie Captain America, ihr Comeback feiern durften.
Aber auch das Bild das von den islamistischen TerroristInnen gezeichnet wird, manifestiert letztendlich eine Abbildung, die eine Überaffirmation mit dem beschriebenen Simulakrum des arabischstämmigen Menschen abformt. Ein Bild, dass Tag für Tag in den westlichen Medien reproduziert wird und doch fällt es in Millers Werke gerade deswegen negativ auf, weil es als Kommulationsobjekt für den Hass und den Willen zur Vernichtung der beiden HeldInnen fungiert und so ganz unkaschiert den Hass und die Gewalttätigkeit offenbart, die diesen Bildern innewohnt und ihre Existenz konstituiert. Das geschaffene Szenario bildet somit nur auf den ersten Blick eine unreflektierte Reproduktion reaktionärer Ideologie ab, der sich Autor Miller scheinbar affin zeigt. Auf den zweiten Blick aber offenbart das Werk seine reflexive Wirkung über die, die derzeitigen Medien und somit weite Teile der amerikanischen als aber auch der europäische Gesellschaft dominierenden medial produzierten und reproduzierten Stereotypen. Das diese Wirkung durch die noch stärker an die derzeitige Street-Art Kunst angelehnte Stilmittel wie Drippings, Scretchings usw. verstärkt wird, muss an dieser Stelle nicht explizit weiter ausgeführt wird.
Letztendlich ist aber der beachtenswerte Punkt des ganzen Werkes „HOLY TERROR“, dass Miller mit ihm den Zorn Medien auf sich zog, die letzten Endes die Bilderwelten Millers nur noch im Sinne einer positiven Affirmation zu deuten wussten. In Deutschland verwies lediglich das konservative Blatt „Die Welt“ in einem Artikel über das Werk auf dessen avantgardistischen und reflexiven Anspruch. Es ist diese Funktion als Seismograph die Millers Werk so interessant gestaltet, es aber zugleich auch immer zu einem Objekt formt, dessen Inhalte gerade auf Grund dieses sensiblen Zeitbezuges immer stark anfällig für eine, die ursprüngliche Intention vernichtende, exploitative Umformung in das Medium Film machen. Und so dürfte es nicht verwundern, wenn wir die HeldInnen aus „HOLY TERROR“ in ein paar Jahren spartanerartig metzelend über die Leinwand huschen sehen. Zack Synder wir sind bereit!



Quellen:

Baudrillard, Jean: Der symbolische Tausch und der Tod, Matthis&Seitz, 2010
Miller, Frank; Varley, Lynn: 300, Cross Cult, 2006
Miller, Frank: HOLY TERROR, Legandary Comics, 2011
1Der/ die mittlerweile unter dem Namen Lana Wachkowski öffentlich in Erscheinung tritt.

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