Freitag, 28. September 2012

Fett, Filz und Vaterland? Beuys der Nazi?


Fett, Filz und Vaterland? 


Durch Menschen bewegen sich Ideen fort, während sie in Kunstwerken erstarren und schließlich zurückbleiben.
- Joseph Beuys-


Joseph Beuys. Allen bekannt und doch unbekannt. Es gibt wohl neben Andy Warhol und
Salvatore Dali kaum einen Künstler der Moderne, der soviel Bekanntheit innerhalb der
Bevölkerung innehat. Beruht die Bewunderung bei Warhol auf der Ästhetik, bei Dali auf
dem Dargestellten, so ist es bei Beuys die Person Beuys, die im Mittelpunkt des Interesses
steht. Seine bildhauerischen Tätigkeiten sind weitestgehend unbekannt. Seine Malereien
sind ebenfalls weitestgehend unbekannt. Seine Aktionen und seine damit verbundenen
Ideen sind bei vielen in verschwommen und vorurteilsbehafteten Bildern bekannt. Aber
seine Person kennt wohl jeder. Seine Materialien, Fett, Filz, Honig verbinden die meisten
Personen noch heute mit dem Künstler Beuys.

Alle Jahre wieder wenden sich die großen und kleinen Kunstzeitschriften seinem Schaffen zu und rekonstruieren sein Wirken in unseren Köpfen. Doch damals wie heute stößt Beuys und sein Werken und Wirken nicht aller Orts auf große Gegenliebe. Zahlreich sind die Kritikerinnen und Kritiker. In den letzten Jahren stach aus der Reihe eben dieser Ralf Famulla hervor, der mit seinem umfangreichen Werk1 „Küntsler, Krieger und Schamane“ versucht das aufzudecken, dass nach Meinung des Verlages andere Biographen verschwiegen: Die rechtsextreme Determination der beuysschen Bilderwelten.

Gerade in Anbetracht des Umstandes, dass das Schaffen und die Ideen im Feld der Sozialen Arbeit zum Teil großes Ansehen genießen und gerne Integration in die Arbeit erfahren, führt zu dem Umstand, das sich mit dieser Kritik dringend beschäftigt werden sollte. 
Ziel der hier veröffentlichten Arbeit ist es deswegen, dass Schaffen von Beuys auf eine mögliche rechtsextreme Determination zu untersuchen. Diese Analyse integriert hierbei auch den Aspekt der Sozialen Arbeit und sollte deswegen gerade von PädagogInnen, die mit dem beuyschen Gesamtwerk arbeiten aufmerksam gelesen werden. 

Die gesamte Arbeit kann am Ende über den Link als pdf runtergeladen werden. Alternativ übersende ich sie Ihnen aber auch gerne per Email!


Alle Jahre wieder wenden sich die großen und kleinen Kunstzeitschriften seinem Schaffen zu und rekonstruieren sein Wirken in unseren Köpfen. Doch damals wie heute stößt Beuys und sein Werken und Wirken nicht aller Orts auf große Gegenliebe. Zahlreich sind die Kritikerinnen und Kritiker. In den letzten Jahren stach aus der Reihe eben dieser Ralf Famulla hervor, der mit seinem umfangreichen Werk1 „Küntsler, Krieger und Schamane“ versucht das aufzudecken, dass nach Meinung des Verlages andere Biographen verschwiegen: Die rechtsextreme Determination der beuysschen Bilderwelten.

Gerade in Anbetracht des Umstandes, dass das Schaffen und die Ideen im Feld der Sozialen Arbeit zum Teil großes Ansehen genießen und gerne Integration in die Arbeit erfahren, führt zu dem Umstand, das sich mit dieser Kritik dringend beschäftigt werden sollte.
Ziel der hier veröffentlichten Arbeit ist es deswegen, dass Schaffen von Beuys auf eine mögliche rechtsextreme Determination zu untersuchen. Diese Analyse integriert hierbei auch den Aspekt der Sozialen Arbeit und sollte deswegen gerade von PädagogInnen, die mit dem beuyschen Gesamtwerk arbeiten aufmerksam gelesen werden.

Die gesamte Arbeit kann am Ende über den Link als pdf runtergeladen werden. Alternativ übersende ich sie Ihnen aber auch gerne per Email!

Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Bedeutung von Naturmaterialien im Spätwerk von
Joseph Beuys beschäftigen. Hierzu werden zuerst natürliche und nicht natürliche
Materialien definiert.
Hierauf folgend wird das Frühwerk vom Spätwerk Joseph Beuys getrennt. Anschließend
werden die Materialien im Spätwerk des Joseph Beuys kontextualisiert und genauer
analysiert. Insbesondere wird hierbei auf die Materialien Fett, Filz und Honig Bezug
genommen.
Abschließend soll die Frage, ob die Verwendung von Naturmaterialien im Spätwerk von
Joseph Beuys dazu dient, ein angeblich vorhandenes völkisches Gedankengut auf Seiten
von Joseph Beuys darzustellen, wie dies in den Werken von Famulla und Gieske u.a. These
ist, in den Fokus genommen werden.
Hierzu werden die Thesen und Darlegungen des Autors Famulla sowie des
Autorenkollektivs Gieseke, Frank, Markert, Albert getrennt darstellt, analysiert und
kritisiert. Ein Fazit folgt dieser Auseinandersetzung.

Primärquellen für die Auseinandersetzung in dieser Arbeit bilden die folgenden Werke:
Famulla, Rolf (2009): Joseph Beuys: Künstler, Krieger und Schamane. Die Bedeutung von
Mythos und Trauma in seinem Werk, Gießen.
Gieseke, Frank, Markert, Albert (1996): Flieger, Filz und Vaterland – eine erweiterte
Beuys-Biografie, Berlin.
Harlan, Rappmann, Schata (1984): Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys. Achberg
Katalog (2006): Joseph Beuys - Die Materialien und ihre Botschaft. Museum Schloss
Moyland. Bedburg-Hau/ Kreis Kleve


Für die Soziale Arbeit ist diese Arbeit in mehrerer Weise von Interesse. Erstens ist es ohne
eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit Materialien von Joseph Beuys nicht ohne
Einschränkungen möglich, mit seiner Person und seinen Ideen in der Sozialen Arbeit zu
arbeiten.
Zweitens wird hier die Frage erläutert, ob Joseph Beuys überhaupt mit seinen Ideen und
seinem Wirken in der Sozialen Arbeit Anwendung finden kann. Sollte die These von Beuys
völkischem Denken richtig sein, so disqualifizieren sich seine Ideen von selbst, da
völkisches Denken der grundlegenden Ordnung, wie sie im Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland niedergeschrieben ist, entgegensteht und somit einer Sozialen
Arbeit, die sich dieser Grundlage verpflichtet fühlt, nicht dienlich sein kann.
Gerade der letzte Gedanke, dass die Ideen von Beuys nationalsozialistisch belastet sind
und somit nicht in einer Gesellschaft, die sich zumindest im Grundgesetz gegen solche
Ideale, wie sie im Nationalsozialismus vertreten wurden, entschieden hat, zur Anwendung
kommen können, beschäftigt mich sehr.


Aus dem Inhalt:



Inhalt
Einleitung
1. Definition Materialien................................................................................S. 6-6
1.1 Definition „natürliche Materialien“........................................................S. 6-6
1.2 Definition „unnatürliche Materialien“....................................................S. 7-7
2. Überblick über das Werk von Joseph Beuys unter besonderer
Berücksichtigung der vorkommenden natürlichen Materialien im
künstlerischen Schaffen..............................................................................S. 7-7
2.1 Einordnung Frühwerk............................................................................S. 7-8
2.1.1 Werk während des zweiten Weltkrieges................................................S. 8-9
2.1.2 Studienzeit.............................................................................................S. 9-9
2.1.3 Werk als Bildhauer.................................................................................S. 9-9
2.2 Einordnung Spätwerk.............................................................................S. 10-11
2.2.1 Installationen...........................................................................................S.11-12
2.2.2 Fluxus & Performance............................................................................S.13-14
2.2.3 Soziale Plastik........................................................................................S. 14-15
3. Bedeutung der natürlichen Materialien im Spätwerk von Joseph Beuys.
.......................................................................................................................S. 15-19
3.1 Bedeutung von Blut...............................................................................S. 19-20
3.1.1 Blut als Symbol für chemische Prozesse...............................................S. 20-21
3.1.2 Blut als Symbol für das Leben und für die Kreativität..........................S. 21-22
3.1.3 Blut als Symbol für völkische Zugehörigkeit........................................S. 22-23
3.2 Bedeutung von Fett...................................................................................S. 23-23
3.3 Bedeutung von Honig...............................................................................S. 23-23
3.4 Bedeutung anderer natürlicher Materialien............................................S.23-24
3.4.1 Steine.....................................................................................................S. 23-24
3.4.2 Bäume....................................................................................................S. 24-24
4. Natürliche Materialien als Symbole eines an sozialisierten völkischen
Gedankengutes bei Joseph Beuys...............................................................S. 25-27
4.1. Definition völkisches Denken................................................................S. 27-28
4.1.1 Beuys – Völkisch oder Faschistisch?.....................................................S. 28-28
3
4.2 Skizzenhafte einführende Darstellung der Positionen der Autoren Famulla und
Gieseke, Frank, Markert, Albert.............................................................S. 28-30
4.2.1
Darstellung der Position von Ralf Famulla.........................................S. 30-33
4.2.1.1 Blut......................................................................................................S. 33-34
4.2.1.2 Fett......................................................................................................S. 34-34
4.2.1.3 Honig..................................................................................................S. 34-34
4.2.1.4 Steine..................................................................................................S. 34-35
4.2.1.5 Fazit Materialien.................................................................................S. 35-35
4.2.2 Analyse der Position von Ralf Famulla.................................................S. 35-39
4.2.2 Kritik der Position von Ralf Famulla.....................................................S. 39-42
4.4 Fazit..........................................................................................................S. 42-42
5. Endergebnis...................................................................................................S. 42-43
6. Nachwort........................................................................................................S. 44-44
7. Quellen und Literaturverzeichnis...............................................................S. 45-46 


Download: 



Donnerstag, 27. September 2012

Montag, 17. September 2012

Immer rückwärts?


Gedanken zum Neofolk, MARS 
und deren Debütalbum „Sons of cain“





Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität, die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst.“
    - Joseph Beuys-

Auch, oder vielleicht auch gerade1, in Anbetracht der aktuellen Populärkultur, kann an dieser Stelle wohl davon ausgegangen werden, dass über die Annahme bezüglich des Wesens der Kunst von Beuys Einigkeit bestehen dürfte. Unzählige Beispiele belegen dies, es müssen an dieser Stelle wohl keinerlei Aufzählungen erfolgen, die eben dies belegen.
Und doch gibt es gerade im Bereich der Musik gewisse Genres, bei denen der eigene revolutionäre Anspruch an die Kunst und die Wirklichkeit des Endergebnisses Galaxien voneinander entfernt liegen. Ein herausragendes und trauriges Beispiel zugleich hierfür ist mit Sicherheit der Bereich des „Material Industrial“, der sich seit Jahren damit begnügt Nazi-Reden, Kriegsgeräusche und andersartigen Lärm zu mixen und durch Labels wie SkullLine oder UFA-Muzak unter das geneigte Publikum zu bringen. Das der Innovationsgrad hierbei seit Jahren gegen Null tendiert und das einzige Ziel der Tabubruch um des Tabubruchs Willen ist2, ist den meisten Käuferinnen und Käufern hierbei anscheinend vollkommen gleich. Hauptsache Naziästhetik, Panzergrollen und Genozid!

Ein weiteres schönes Beispiel für ein Genre, dessen Akteure sich gerne als revolutionäre Avantgarde generieren, letztendlich aber mit ihrem Habitus zumeist vollkommen deplatziert wirken, ist das des Apocalyptic Folk/ Neofolk3. Es gibt im Leben wohl wahrlich wenige Dinge, die einfacher sind, als das „Zusammenbasteln“ eines Neofolksongs: Ein paar schwere Militärtrommeln, möglichst monoton geschlagen, ein paar einfache Akkorde auf der Akustikgitarre und fertig ist das musikalische Grundgerüst, auf das textlich aufgebaut werden kann. Und wer bei diesen kompositorischen Höhenflügen noch nicht vollends seine kreative Energie in den Wind geschossen hat, der kann sich immer noch ein schönes, nosiges Intro für den Song basteln. Auch textlich gestaltet sich die Arbeit an einem Neofolksong einfacher, als einem Kind ohne Arme und Beine einen Lutscher zu klauen. Immer gerne gesehen, beziehungsweise gehört, sind Anleihen bei esoterisch interessierten Nazis oder extrem konservativen Gestalten der Weimarer Republik, Willigut oder Hielscher, oder Anderen etwas verrückten Figuren, Evola oder Codreanu sind hier gute Bezugspunkte. Keine Angst: Gewöhnliche Nazis und Gauleiter dürfen natürlich genauso genommen werden. Nur der Europabezug – der ist wichtig!
Letztendlich ist das anfertigen des Textes dann auch nicht mehr sonderlich schwierig. Entweder muss der Text in männerbündischer Naturromantik schwelgen oder in kryptischer Weise von SS-Männern handeln, die im Schützengraben nichts anderes zu tun haben, als sich gegenseitig mit ihren, mit Runenringen geschmückten Fingern die Rosetten zu streicheln.

Von den geneigten Fans können und werden diese lyrischen Ergüsse dann entweder als kryptische, aber zutiefst intellektuell motivierte, Dekonstruktion männerbündischer Gesellschaftssysteme dechiffriert oder als kluge und ästhetische Kritik an der Oberflächlichkeit der modernen westlichen Welt und deren Umgang mit ihren Symbolen. Baudrillard lässt grüßen!
Allerdings müssen Sie auch immer wieder mit KritikerInnen rechnen, die in diesem ganzen Tun und Treiben eine ekelhafte und überhaupt nicht tolerierbare Ästhetisierung menschenverachtender Ideologien und Symboliken sehen und ihnen deswegen am liebsten sofort den Mund zunähen lassen würden. Und in der Tat, bei einigen Akteuren der Neofolk- Szene wäre es in der Tat besser, wenn sie bis zum Ende ihres Lebens den Mund halten würden und statt Musik lieber Bratwürstchen verkaufen würden. Das Selbe gilt aber auch für diverse Aktivistinnen und Aktivisten, die nach zwei Semestern Politikwissenschaften oder Soziologie, der „Analyse“ von drei Death In June und Sol Invictus Youtube-Clips und der Lektüre von ein paar positiven Blaue Narzisse Rezensionen, glauben, dass es sich bei Neofolk- Fans grundsätzlich um eine gefährliche rechtsradikale Untergrundstörmung handelt, denen der Unmut auch gerne unter zur Hilfenahme von Pflastersteinen mitgeteilt werden darf.
Nicht zu vergessen sind die, sich immer wieder zu Wort meldenden, „szeneinternen“ Querulanten. Im Besonderen solche, die auf die, immer subtil mitschwingenden, Elemente der Homoerotik des Männderbündischen so gar nicht klarkommen4. Eben dieser Personenkreis sieht aber selbst in Death In June Songtitel, wie „Gods Golden Sperm“, „Black Whole Of Love“ oder dem Cover der „Rose Clouds Of Holocaust“, keine Anleihen an Momente der Homosexualität und ach ja, irgendwie ist denen sowieso nicht mehr zu helfen.

Und doch gibt es in diesem Moloch an Veröffentlichungen der letzten Jahre immer wieder Produktionen, bei denen es sich durchaus lohnt, ihnen Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Eines dieser Projekte ist MARS, ein Projekt von Oliver F. und Marcus S..
Während Oliver F. in dieser Formation eher die Position des Unbekannten einnimmt, ist es Marcus S., der durch diverse andere Projekte immer wieder qualitativ überzeugen konnte. In seinem Schaffen widmete er sich immer wieder den verschiedensten Stilen und Richtungen. :Golgatha: und das ambient- elektro Projekt VORTEX5 legen hiervon eindrucksvoll Zeugnis ab6.

So sehr diese Referenzen die Vorfreude schüren, so sehr lässt die NON-POP Rezension von Richard K.7 bereits in ihrem Einleitungssatz das Schlimmste erahnen:

Band- und Albumtitel geben sich männerbündisch, dazu lässt man sich lyrisch von MISHIMA, HEIDEGGER und KIPLING inspirieren: Erraten, beim Debütanten MARS handelt es sich um eine Neofolkband.“

Und obwohl wahrscheinlich allein das Wort männerbündisch und die Auflistung der Namen Heidegger und Mishima in einem Satz für viele eher Kaufgrund, denn Kritik am Werk darstellen, so hat mich dieser Satz doch mit leichten Bauchschmerzen in meinen ersten Hörgang des Debütwerkes „Sons Of Cain“ entlassen. Wenn aber eins nach dem ersten Hören konstatiert werden muss, dann das:

MARS sind vieles! Eines aber nicht: Eine typische Neofolk-Band!



Natürlich finden sich auch bei MARS Elemente, die durchaus mit dem Begriff männerbündisch Beschreibung erfahren können. Das ist durchaus korrekt. Allerdings sind diese Bezugspunkte, Richard K. suggeriert dies mit seinem Satz dezent, bei MARS nicht selbstzweckhaft und sinnentleert, geschweige denn schreiten sie auf längst ausgetretenen Pfaden. Interessant ist dies vor allem, weil MARS vollständig auf Bezugspunkte zu einer faschistischen Ästhetik oder anderen männerbündischen Organisationen der Jahre 1900-1933 verzichten und männerbündische Elemente in den Texten immer dominierend den Stellenwert einer extrem destruktiven Kraft gesellschaftlicher Formationsprozesse einnehmen. Ein Moment, der zwar, durch seinen männlichen Akt der Kraft, weiß zu gestalten, die Personen allerdings ihrem Status als Individuum enthebt und somit in ihrer Existenz nihiliert. Der Akt dieses männerbündischen ist somit immer ein ambivalenter Akt, der zwar durch seine Dominanz zu schaffen und formen vermag, zugleich aber, anders als der weibliche Akt der Schöpfung,immer auch zerstört. Die Songs „MAN'S CREATION“ und „Sons Of Cain“ sind hierfür Paradebeispiele.
Was somit auf den ersten Blick als Element einer chauvinistischen Inszenierungsstrategie erscheint, ist letztendlich vielmehr, humanistisch motivierte Anklage an eine Gesellschaft, in der der Mann durch die Bezugnahme auf diese Kräfte „gestaltet“.

Beachtenswert ist auch, dass MARS, anders als viele Projekte des Apocalyptic-Folk/ Neofolk in ihren Songs eine enorm emanzipatorische Kraft entfalten. Im direkten Kontrast zu Projekten wie VON THRONSTAHL, STRYDWOLF oder auch DARKWOOD, verlieren sich MARS nicht in einer unspezifischen und zum Teil regressiven Kritik an der Moderne, der dann zumeist ein religiös-motiviertes Konzept inhaltsloser archaischer Naturromantik oder ekelhaft totalitärer Allmachtsphantasien entgegengesetzt werden. MARS vollzieht seine Gedanken und Analysen nicht auf der Ebene einer oberflächlichen und dialektisch motivierten Analyse eines westlich determinierten Bildes der Moderne, sondern versucht grundsätzliche, gar philosophische, Aussagen über das Wesen des Menschen zu treffen, ohne dabei aber zu vergessen, dass dieser Mensch, der Gegenstand ihrer Auseinandersetzungen bildet, immer auch ein Gesellschaftswesen ist und das eben diese Gesellschaft, in der das Individuum verortet wird, immer zutiefst geprägt ist von Strukturen und Prozessen, die, entweder positiv oder negativ konnotiert, unter dem Begriff Moderne gefasst werden. Prozesse der kapitalistischen Produktion, der Globalisierung, aber auch politische Organisationsformen wie Demokratie sind hier als Schlagworte zu nennen.
MARS entfalten in Songs, wie „A THIN RED LINE“, gesellschaftspolitische Analysen und Statements, wie sie zuletzt in den 1980er Jahren zu hören waren und die Liedern, wie JOY DIVISIONS „They Walked In Line“ und Death In Junes grandiosen „All Alone In Her Nirvana“ inhaltlich extrem nahe stehen.
Zeilen wie

Human beware
Of the thin red line

There is a thin red line
Between friend and foe
Between life and death
Between sun and earth

There is a thin red line
Between sense and mind
Between war and peace
Between man and woman“


formulieren in ihrer Prägnanz mannigfaltige Diskurse, die Gesellschaften immer zutiefst geprägt, aber auch gespalten haben. Mechanismen der Inklusion und Exklusion („between friend and foe“), dem Umgang mit Leben und Tod und die Bearbeitung dieser Thematiken und ihre Überführung in Herrschaftsverhältnisse, wie die Religion eines manifestiert („between life and death. Between sun and earth“). Das große Dilemma der Rationalität und somit zugleich auch der Moderne selbst („between sense and mind) und letztendlich Genderdiskurse („between man and woman“).

Es ist, alles in allem, mehr als erfreulich, dass die Band diesen kritischen Impetus so dezidiert nach außen trägt und somit letztendlich beweist, dass Apocalyptic- Folk durchaus eine künstlerisch determinierte revolutionäre Kraft entfalten und manifestieren kann und somit durchaus mehr ist, als eine schwärmerische Auseinandersetzung mit Motiven, die der Gang der Zeit längst verschluckt und zum Teil, Gott sei Dank, verdaut hat und die dergestalt so niemals Wiederbelebung erfahren sollten.
Neben diesen textlichen Besonderheiten weiß das Projekt aber auch auf der musikalischen Seite vielfach sehr stark zu überzeugen. Selbstverständlich, „Sons Of Cain“ ist ein Debütalbum und hat als solches auch einige typische Schwächen. So wissen einige Songs, wie „The Hand That Loves“ nicht so ganz zu überzeugen und auch merkt man Oliver und Marcus zum Teil eine gewisse Unsicherheit im Zusammenspiel an. Gerade Olivers sehr schöner Gesang geht auf dem Album leider manchmal etwas unter. Ein Umstand, der umso mehr in Anbetracht der Live- Performances von MARS überrascht, denn hier ist von all diesen Aspekt nichts mehr wahrzunehmen. Hierzu aber später mehr.
Abgesehen von diesen kleinen und immer sehr dezenten Problemen überzeugt das Album aber auf ganzer Linie und hinterlässt in seiner Gesamtheit einen mehr als starken Eindruck. Gerade das Gitarrenspiel von Oliver besitzt eine, für Apocalyptic- Folk höchst ungewöhnliche, unbeschreibliche Eigendynamik und weiß sowohl in ruhigen Stücken, wie „Winter“, als auch in kraftvollen Nummern, wie „Spirit's Glance“ zu fesseln. Wünschenswert für kommende Veröffentlichungen wäre aber der konsequente Mut, nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch neue und avantgardistische Pfade zu verfolgen. Songs wie „Winter“ zeigen hierbei schon im Debüt das Gespür der Gruppe für den Einsatz rein elektronischer Klänge. Ein Pfad der definitiv weiterverfolgt werden sollte! Auch musste ich beim hören einiger Songs, allen voran dem träumerischen „Memories“, immer wieder daran denken, wie sehr doch eine verzerrte Trompete das Klangbild verfeinern würde.

Das MARS dieses Potential zur Evoluation definitiv besitzen, beweisen sie live. Wirken die, auf der CD konservierten, Stücke doch teilweise, folktypisch, etwas träge und langsam, so entfalten MARS auf der Bühne eine Live-Präsenz, die nicht erahnen lässt, dass die beiden erst seit wenigen Monaten miteinander musizieren. Von den leichten Unsicherheiten im Zusammenspiel, die die CD noch teils war beim Konzert in Mainz rein gar nichts mehr zu spüren. Auch Olivers Gesang, den ich im vorherigen Absatz leicht angriff, ist Live eine Klasse für sich. Gerade im Zusammenspiel mit der Stimme von Marcus S. der auf der Bühne stimmlich stark an den frühen David Tibet erinnert, wenn auch mit wesentlich mehr Gespür für Harmonien und Songstrukturen. Es bleibt zu hoffen, dass diese kraftvolle Mischung der beiden Akteure noch stärker als auf dem Erstling seinen Platz auf einer möglichen zweiten Veröffentlichung findet.

So sehr all diese Punkte als Kritik gelesen werden können8, so sehr macht gerade dieser enorme Spielraum zur Weiterentwicklung und die bisherigen Ergebnisse MARS zu dem, was sie derzeitig sind: Eines der interessantesten und innovativsten Projekte aus dem Bereich des Apocalyptic-Folk und somit, neben Bands wie OTWATM und den Projekten rund um Tony Wakeford, zu einem der wenigen Gründen das Genre des Apocalyptic-Folk nicht für Tod zu erklären.

MARS haben es mit ihrem ersten Werk nicht nur musikalische, sondern gerade auch inhaltlich geschafft zu überzeugen und zu begeistern.
Die starke Beschäftigung mit immer wiederkehrenden Symbolen, Inhalten und Tabus im Apocalyptic-Folk/ Neofolk hat diesem Genre zwar viel Aufmerksamkeit9 zukommen lassen und hat zum Teil auch für einige erstklassige Veröffentlichungen gesorgt. Die Überstrapazierung eben dieser Bilder hat letztendlich das Genre aber auch konsequent abgetötet10. Nicht nur musikalisch, sondern gerade auch inhaltlich. Das Abbilden eines Hakenkreuzes und das Sampeln von Oswald Spengler formen allein kein überzeugendes künstlerisches Artefakt und provozieren letztendlich nur noch Antifaaktivisten, die, ganz im Sinne von Büsser und Co., in den Diskursen der 1990er Jahren hängen geblieben sind. Wem das genügt, okay. Allen anderen sei ein Blick auf MARS dringend nahegelegt.
Es kann an dieser Stelle nur noch der Wunsch an MARS gerichtet werden, die begonnen Pfade und mögliche neue weiterhin so zu beschreiten, wie auf dem Erstling „Sons Of Cain“!


Weitere Informationen zu MARS und Hörproben unter:

Der Artikel kann als pdf. kostenlos hier runtergeladen werden:


1Je nachdem, wie stark man den gesellschaftskritischen Impetus von aktuellen popkulturellen Manifestationen, wie Lady Gaga oder auch zum Beispiel der US-Fernsehserie „The Wire“, betonen möchte.
2Letztendlich ist wahrscheinlich auch dieser, zum Teil sehr heikle, Umgang und Einsatz der verschiedenen Symboliken und die daraus resultierende Aura von Genozid und Misanthropie einen der Hauptgründe für das konsequente Interesse an den Projekten. Letzten Endes formt, gerade in Europa, eine, wenn zum Teil auch vorgebliche, positive Affirmation auf exterminatorische Momente in den verschiedenen Gesellschaften und die Billigung von Mord und Totschlag immer noch einen extremen Tabubruch ab.
3In der Tat halte ich eine Trennung zwischen Apocalyptic Folk und Neofolk für sinnvoll. Neofolk ist für mich vielmehr ein deutscher Hybrid, entstanden aus der Weiterentwicklung des Apocalyptic-Folk, also dessen, was Bands wie Death In June, Sol Invictus, Current 93 usw. in England erschaffen haben. Diese Weiterentwicklung vollzog sich hierbei unter Bezugnahme auf typische Momente des Deutschtums, wie Sprache, deutsche Volksmusik und andere spezifische kulturelle Momente, zum Beispiel der starke Bezug auf die deutsche Romantik oder andere typische Bewegungen, wie die des Wandervogel. Diese deutschen Bearbeitung, zum Beispiel von Forseti, Sonne Hagal oder Hekate, wurden dann wiederum international rezipiert und kopiert. Strydwolf, Solblot usw. sind hierfür gute Beispiele. Für die Gedanken in dieser Schrift ist diese Trennung aber nur von untergeordneter Bedeutung.
4Und leider vielfach einen extrem positiven Bezug zu den konservativen Momenten der Kulturkritik und ihrer Denker aufweisen.
8Und ich möchte hier ausdrücklich betonen: Es handelt sich hier, umgangssprachlich, um „meckern auf hohem Niveau“.
9Wenn auch nicht immer positive.
10Gerade die zunehmende Kommerzialisierung und der eigene ideologische Ausverkauf mancher Bands ist hierbei als sehr kritischer Moment zu definieren.

Sonntag, 15. Juli 2012

Schlimmer geht immer: Ernst, Horst und der Holocaust - Strukturen der Holocaustleugnung


Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link als pdf kostenlos heruntergeladen werden: HIER


Einleitung



Als der iranische Präsident, Mahmud Ahmadinedschad, zum 11. und 12. Dezember 2006 nach Teheran zur „International conference on review of the Holocaust: Global Vision“, in Deutschland unter dem simpleren Namen „Holocaust Konferenz“ verhandelt, lud, folgten diesem Aufruf nicht nur allerhand, mehr oder minder bekannte, Figuren der islamischen Welt, die von einer radikal islamistischen Position aus das Existenzrecht Israels absprechen, sondern auch eine große Anzahl internationaler Prominenz aus dem Lager der Revisionisten fand sich im bekannten „Institut für Politische und Internationale Studien“ in Teheran ein.
Darunter zum Beispiel der bekannte ultraorthodoxe Jude Moshe Friedman1.
Dem deutschen Revisionisten und Neonazi Horst Mahler war durch Entzug seines Reisepasses, von Seiten der deutschen Behörden, die Einreise in den Iran und die damit verbundene Teilnahme durchkreuzt wurden2. Ähnlich erging es dem NPD Mitglied Günter Deckert, dem kurz vor Abflug aus bundesdeutschen Gefilden das gleiche Schicksal wie Mahler ereilte3. Nichts desto trotz partizipierten an der iranischen Konferenz einige bekannte Figuren der deutschen Neonaziszene.
So unterschiedlich allein die nationale Verortung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erscheint, so unterschiedlich sind auch ihre Intentionen und Motive in Bezug auf die Teilnahme an dieser Konferenz zu beurteilen. Eines aber lässt sich bereits an dieser Stelle summieren, nämlich das allen TeilnehmerInnen eine Beurteilung des Holocaust nahe liegt, die sich völlig von der Beurteilung der westlichen Welt differenziert.
Was aber genau sind die Gemeinsamkeiten in der Beurteilung des Holocaust von Seiten der TeilnehmerInnen, die eine solche internationale Konferenz überhaupt erst ermöglichen? Was eint FaschistInnen, Neonazis, IslamistInnen und RevisionistInnen?

Die folgende Arbeit widmet sich diesen, obig gestellten, Fragen. Allerdings nicht in einem direkten Vergleich, der die verschiedenen Gruppen separiert, strukturiert analysiert und abschließend vergleicht, sondern in einer strengen Fokussierung auf Aussagen von Personen, deren Meinungen und Ansichten einen hohen Stellenwert innerhalb der verschiedenen Gruppen von HolocaustleugnerInnen einnehmen. Die Fokussierung obliegt hierbei auf den Personen Ernst Zündel, der der wohl bekannteste Revisionist ist, Horst Mahler, der wie kein anderer seine Meinung in der westlichen Welt öffentlich zur Schau stellt und letztendlich dem iranischen Präsidenten, der weltweit mit seinem unverblümten Hass auf den Staat Israel und das jüdische Volk für Kontroversen sorgte und sorgt. Diese Arbeit erhofft sich, diesem Ansatz folgend, Erkenntnis über Strukturen, die gruppenübergreifend zum Vorschein treten und die Interviews in einer spezifischen Art in ihrer Argumentationsstrategie aneinander binden.
1Ein zusammenfassender Artikel über die Konferenz findet sich im folgenden Artikel: Gassel, Steffen: Holocaust-Konferenz. Deutsche Nazis fremdeln, in: stern.de, einzusehen unter: http://www.stern.de/politik/ausland/holocaust-konferenz-deutsche-nazis-fremdeln-578302.html, veröffentlicht am 11.12.2006. Letzter Zugriff am 09.02.2012 um 17:41 Uhr.
2Ebd.
3Ebd.


Aus dem Inhalt: 


Gliederung

  1. Vorüberlegungen zur Zielsetzung der Arbeit
  2. Die Verleugnung des Holocaust als Tabubruch und Straftatbestand
    2.1. Die gesellschaftliche Funktion des Tabus unter Bezugnahme auf Sigmund Freud
    2.2. Holocaustverlegung als Straftatbestand
    2.3. Konsequenzen für die Interviewanalyse
  3. Anmerkungen zu den verwendeten Interviews
    3.1. Anmerkungen zu den Ursprüngen der Quellen
    3.2. Anmerkungen zur Transkription der Quellen
    3.3. Anmerkungen zur Gewichtung der drei Interviewquellen
  4. Theoretische Rahmung
    4.1. Die Interviewten und ihre Rolle als professionelle Erzähler
    4.2. Die theoretische Überformung im narrativen Interview als Ausgangspunkt
  5. Der Gaskammerrevisionismus ist gelaufen“ - Interview mit Ernst Zündel
    5.1. Inhaltliche Zusammenfassung
    5.2. Anmerkungen zur Wahl des transkripierten Interviewfragments
    5.3. Analyse
      5.3. A. Der Holocaust als Verhandlungsobjekt der Wissenschaft
      5.3.B. Der Holocaust als Propagandalüge
      5.3.C. Der Holocaust und die imaginierte jüdische Weltmacht

  1. Heil Hitler,Herr Friedmann“ - Interview mit Horst Mahler
    6.1. Inhaltliche Zusammenfassung
    6.2. Anmerkungen zur Wahl des transkripierten Interviewfragments
    6.3. Analyse
      6.3.A. Der Holocaust als Propagandalüge
      6.2.B. Der Holocaust als Verhandlungsobjekt der Wissenschaft

  1. Hat sich der Holocaust wirklich ereignet?“ - Interview mit Mahmud Ahmadinedschad
    7.1. Inhaltliche Zusammenfassung
    7.2. Anmerkungen zur Wahl des transkriptierten Interviewfragments
    7.3. Analyse
      7.3.A. Der Holocaust als Verhandlungsobjekt der Wissenschaft
  1. Gemeinsame Strukturen
  2. Fazit, Hypothesen und Überlegungen zur Weiterführung der Arbeit
  3. Quellen




    1. Die Verleugnung des Holocaust als Tabubruch und Straftatbestand

    Marcus Stiglegger fasst in seinem Werk „Ritual und Verführung. Schaulust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film“1 vier Kernaspekte des Tabus nach Sigmund Freud zusammen2:

    1. in der Unmotivierheit der Gebote, 2. in ihrer Befestigung durch eine innere Nötigung, 3. in ihrer Verschiebbarkeit und in der Ansteckungsgefahr durch das Verbotene, 4. in der Verursachung von zeremoniösen Handlungen, Geboten, die von den Verboten ausgehen“3

    Diese Definition zeigt, trotz ihrer sperrigen Art der Formulierung, zwei entscheidende Momente auf, die die Tabuisierung der Holocaustleugnung in vielen Gesellschaften formt. Zum einen, dass das Tabu und insbesondere der Tabubruch eine direkte Abfolge von Handlungen evozieren.
    Das was Freud als zeremonielle Handlungen fasst, kann mit Gerichtsverhandlungen assoziiert werden, die sich wiederum an Geboten und Verboten, in Form von Gesetzten orientieren, zugleich aber auch den Umgang mit diesen öffentlichkeitswirksam formen. Dieser Punkt der zeremoniellen Handlung dual einher mit dem Aspekt, den Freud unter dem Aspekt der „Ansteckungsgefahr“ summiert. Dies bezeichnet den Prozess, indem die Person, die das Tabu bricht, letztendlich selbst zum Tabu wird4. Lediglich der erste Punkt, Unmotiviertheit der Gebote, kann so in seiner Form nicht auf das Tabu der Holocaustleugnung übertragen werden, da die Tabuisierung aus der konkreten Motivation erfolgt, dass der Holocaust als Faktum und nicht als Verhandlungsobjekt zu begreifen und zu fassen ist. Nichts desto trotz formt diese Tabuisierung eine Art des Spannungsverhältnisses, dass Stiglegger wie folgt begreift:

    Im Bruch des Tabus liegt zugleich der Reiz, die Überschreitung der Tabugrenze zu begehren, um das verbotene Andere zu erlangen.5

    Grund dessen finden sich Prozesse, die sich unter dem Label der Holocaustleugnung labeln lassen, nicht nur innerhalb politischer Dimensionen, sondern auch in der populären Kultur6.
    Der Prozess des Tabubruchs wird gesellschaftlich immer an einen Prozess der negativen Sozialisation gekoppelt und somit zu einem Prozess geformt, den es gilt zu unterbinden. Dies verdeutlicht ein Zitat des Geschäftsführer der „Freiwilligen Selbstkontrolle Fernseh“, Joachim von Gotteberg:
    Der Wunsch nach Grenzen der Freiheit entsteht aus der verbreiteten Befürchtung in der Bevölkerung, die medialen Darstellungen von Tabubrüchen oder Werteverletzungen könnten durch unerwünschte Lerneffekte zu antisozialen Konsequenzen führen. Diese Ängste werden auch von den Medien selbst geschürt, zum Beispiel nach Amokläufen. Fazit: Wenn es um Zensurvorwürfe geht, sind die Medien nicht immer nur Opfer, sondern auch Täter.“7
    Somit ist in Deutschland und teilweise auch in anderen Ländern nicht nur das Leugnen des Holocaust tabuisiert und strafbar, sondern auch das Tragen, Veröffentlichen oder Verbreiten von „verfassungsfeindlichen Kennzeichen“, so wie zum Beispiel dem Hakenkreuz, dem Reichsadler usw.8

      2.1. Die gesellschaftliche Funktion des Tabus unter Bezugnahme auf Sigmund Freud

    Das Tabu und die Tabuisierung des Gegenstandes erfüllen somit zweierlei Funktionen innerhalb der gesellschaftlichen Konstitution: Zum einen initiiert es, das Tabu, einen Prozess, der den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit dem Tabu formt und hieraus folgend Handlungsmaximen herleitet. Die Behandlung in direkten und unmittelbaren zeremoniösen Handlungsabfolgen, aus denen sich unmittelbare Gebote und Verbote heraus ergeben. In Deutschland maßgeblich die strafrechtliche Verfolgung, die in Kapitel 2.2. detaillierter Abhandlung finden soll. Zum anderen aber definiert das Tabu ein gesellschaftliches Spannungsverhältnis. Stiglegger verortet dieses Spannungsverhältnis in westlichen Gesellschaften dominierend an der Schnittstelle von Politik und Moral9. Der Umgang mit dem Holocaust ist gleichfalls diesem Spannungsverhältnis untergeordnet.
    Aus diesem Spannungsverhältnis ergeben sich dann wiederum indirekte und nicht unmittelbar greifende Handlungsabfolgen und diese Abfolgen bestimmende Maxime. So zum Beispiel, dass Medien sich selbst zensieren, um nicht ein vermeintliches Tabu zu brechen und somit nicht letztendlich selbst von diesem Tabu angesteckt werden. Es besteht also insofern eine Affinität zwischen der gesellschaftlichen Notwendig des tabuisierten Objektes und dem Ideal der bürgerlich westlichen Idealvorstellung von Freiheit.
    All diese Dimensionen, also sowohl direkte Handlungsabfolgen und Handlungsmaxime, als auch die Indirekten, finden sich innerhalb der analysierten Interviews wieder. Ihre Folgen werden im Unterpunkt 2.3. „Konsequenzen für die Interviewanalyse“ genauer ausformuliert.

      2.2. Holocaustverleugnung als Straftatbestand
    In Deutschland greift bei der juristischen Verfolgung und Bestrafung insbesondere der §130 StGB. Im Besonderen dessen Absatz 3.

    (3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.“10

    Jedoch können auch der Straftatbestand der Beleidigung, soweit für diesen Tatbestand ein Antrag zur Verfolgung, gemäß §194 StGB, gestellt wurde greifen11, oder § 189 StGB, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener12. Diese Paragraphen sind in ihrer Anwendbarkeit sowohl auf Einzelpersonen, als auch auf gesamte Versammlungen und Gruppen anwendbar und miteinander kombinierbar. In anderen Ländern gestaltet sich der juristische Behandlung des Holocaust zum Teil erheblich anders und reicht von Staaten, in denen die Leugnung keinen Straftatbestand darstellt, zum Beispiel Kanada, bis hin zu Ländern in denen Regierungsverantwortliche den Holocaust verleugnen, zum Beispiel der Iran.

      2.3. Konsequenzen für die Interviewanalyse

    Aus den obig geschilderten Umständen, die sich sowohl aus der gesellschaftlichen Fokussierung der Tabuisierung, als auch der daraus resultierenden strafrechtlichen Verfolgung, die mit drastischen Strafen und erheblichen Einschnitten in das Leben der Verurteilten einhergeht, speisen, ergeben sich mannigfaltige Konsequenzen und daraus resultierende Schwierigkeiten für eine Arbeit, wie die hier vorliegende, die sich mit Strukturen und Mustern innerhalb der Argumentation der Holocaustleugnung befasst. Allen voran ist juristische Verfolgung und Bestrafung anzuführen. Diesem Umstand rechnungtragend muss das dokumentierte Interview immer auch als ein Dokument beurteilt werden, dass im Falle der Leugnung des Holocaust, diesen Tatbestand als Dokument und Beweisindiz belegt und bezeugt und dem somit in Bezug auf die Verübung einer Straftat Beweiskraft zukommt. Es kann somit nicht verwundern, dass die wenigsten Interviews, die sich direkt mit der Leugnung des Holocaust befassen direkt in Deutschland dokumentiert wurden. Auch sind innerhalb der bundesdeutschen Medienlandschaft nur marginal Interviews vorzufinden, die Personen und Ansichten abbilden, die den Holocaust leugnen. Dies steht mit dem Tabu in direkter Korrelation, das die Medien selbstverständlich aus sich Selbst heraus produzieren und reproduzieren. Zum anderen aber auch wiederum mit der strafrechtlichen Relevanz, die einem solchen Dokument zukommt13.
    Eine autonome Erhebung, die allerhöchsten Wert auf die Anonymisierung der erhobenen Daten legt, ist somit für ein Analyse, die das Zentrum ihrer Reflexion auf den Sachverhalt der Holocaustleugnung legt, unabdingbar. Alternativ kann aber auch ein Rückgriff auf verschiedenartiges ,international verfügbares Audio- und Videomaterial erfolgen, dass in mehr oder minder schlechter Qualität, Tatbestände der Holocaustleugnung abbildet und als Grundlage der Transkription genutzt werden kann. Die vorliegende Arbeit hat sich dabei auf die letztere Methode beschränkt und keinerlei Daten in selbst durchgeführten Interviews erhoben.

    1. Anmerkungen zu den verwendeten Interviews

    Wie bereits obig dargestellt, resultieren die Ergebnisse dieser Arbeit nicht im Rückgriff und unter Bezugnahme auf Daten, die selbstständig in Interviews erhoben wurden, sondern in Bezugnahme auf verschiedenartige Quelle die die jeweiligen Interviews abbilden. Diese Quellenbasis nimmt dabei sowohl auf klassische Interviewtranskriptionen von renommierten Nachrichtenmagazinen wie „Der Spiegel“ Bezug14, andererseits aber auch auf ein von der Zeitschrift „Vanity Fair“ bereitgestelltes Transskript eines Interviews zwischen Horst Mahler und Michel Friedmann15. Selbst die dominierend analysierte Quellen dieser Arbeit, ein Interview, dass das ZDF mit Ernst Zündel im Jahr 1999 führte, in seiner geführten Form so aber nie sendete und veröffentlichte, ist in seiner Veröffentlichung nicht auf das ZDF zurückzuführen, sondern auf eine Gruppe deutscher Neonazis, die die Aufnahmen des Interviews ungekürzt über das Internet verbreiteten16. Um die verschiedenartigen Hintergründe und Ursprünge der Quellen offensichtlich darzustellen, da die Transformation von Informationen innerhalb des verwendeten Mediums ein nicht zu vernachlässigender Aspekt in der Analyse eines Interviews ist, wird in jedem Kapitel, das ein Interview behandelt, immer zuerst das Interview in seiner Gesamtheit thematisch zusammengefasst17. Im Anschluss an diese Unterpunkte erfolgt eine spezifische Betrachtung des transkripierten Fragment, die seine Besonderheiten hervorhebt18.
    Gemeinsam ist allen Interviews, dass sie starke Bezüge zum narrativen Interview aufweisen. Insbesondere das, mit Ernst Zündel geführte, Interview ist zu einem Drittel dergestalt aufgebaut. Jedoch wird dieser Aspekt in allen Interviews immer wieder direkt, durch Nachfragen und Fragen zur Theorie, die die Interviewten mit ihren Aussagen verfolgen, gebrochen, so dass es in jedem Interview kontinuierlich zu theoretischen Überformungen kommt. Wie genau diese Arbeit diesen Sachverhalt zum Fokus ihrer Analysen macht, erläutert Kapitel 4. Theoretische Rahmung.
    1Stiglegger, Marcus. Schaukust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film, Berlin, 2009
    2Eine gleiche Zusammenfassung findet sich auch als Grundlage für seine Abhandlungen im Buch: Stiglegger, Marcus: Nazi-Chic und Nazi-Trash. Faschistische Ästhetik in der populären Kultur, Berlin, 2011
    3Stiglegger, Marcus: Ritual und Verführung. Schaulust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film, Berlin, 2006. S. 23
    4Vgl. Ebd. S. 24
    5Ebd. S. 25
    6So zum Beispiel in der Neofolk-Subkultur, in der das Spiel mit dem Tabu des Holocaust sozusagen zum guten Ton gehört. Begründet in einem Song der englischen Band „Death in June“ mit den Namen „Rose clouds of holocaust“. Vgl. Stiglegger, Marcus: Nazi-Chic und Nazi-Trash. Faschistische Ästhetik in der populären Kultur, Berlin, 2011 S.66-71
    7Gotteberg, von Joachim: Eine Zensur findet nicht statt – oder doch? Zum Jugendschutz in: Schnitt. Das Filmmagazin #62, 02.2011, Köln 2011 S. 31-40
    8Einen Überblick und ausführlichen Kommentar zu deutschen Gesetzeslage liefert: Bundesamt für Verfassungsschutz. Symbole und Zeichen der Rechtsextremisten, Düsseldorf, 2006 S. 9-20
    9Stiglegger, Marcus: Ritual und Verführung. Schaulust, Spektakel und Sinnlichkeit im Film, Berlin, 2006 S. 24
    10Kompletter Text einsehbar unter: http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html. Letzter Zugriff am 10.02.2012 um 14:52 Uhr.
    11Kompletter Text einsehbar unter: http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__194.html. Letzter Zugriff am 10.02.2012 um 14:51 Uhr.
    12Vollständiger Text einzusehen unter: http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__189.html. Letzter Zugriff am 10.02.2012 um 14:47 Uhr.
    13Eine der seltenen Ausnahmen von diesen geschilderten Umständen bildet das Interview zwischen Horst Mahler und Michel Friedman ab, dass im Auftrag der Zeitschrift „Vanity Fair“ im Oktober 2007 geführt wurde. Vgl. Kapitel 3. Anmerkungen zu den verwendeten Interviews.
    14Siehe Kapitel 7. „Hat sich der Holocaust wirklich ereignet?“ - Interview mit Mahmud Ahmadinedschad
    15Siehe Kapitel 6. „Heil Hitler, Herr Friedmann“ - Interview mit Horst Mahler
    16Siehe Kapitel 5. „Der Gaskammerrevisionismus ist gelaufen“ - Interview mit Ernst Zündel
    17Siehe Kapitel 5.1, 6.1 und 7.1
    18Siehe Kapitel 5.2, 6.2. und 6.3   


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Sonntag, 29. April 2012

Vom Terminator zur Fickmaschine - Der Cyborg und die Digitalisierung des Sexuallebens

Vom Terminator zur Fickmaschine - 
Der Cyborg und die Digitalisierung des Sexuallebens




Einleitung


„She is not entirely human and it is not even clear if she is a woman at all“1

Auch im Video zur Single „All is full of love“2 der isländischen Künstlerin „Björk“ gestaltet sich die binäre Zuordnung von Geschlechtlichkeit bei den beiden ProtagonistInnen ziemlich schwierig. Das Video handelt von zwei Robotern, die sich in einem liebevollen Akt der Zuneigung und Sexualität ergeben; inmitten ihrer Stätte der Produktion, begleitet von „Björks“ Lied „All is full of love“, dass in seiner textlichen Essenz so auch Essenz des Videos selbst abbildet: Alles ist voller Liebe!
Schwierig gestaltet sich die Zuweisung im Video vor allem deswegen, weil wir, als Zuschauerinnen und Zuschauer, es augenscheinlich nicht mit Menschen, sondern wahrscheinlich mit Robotern zu tun haben, die aber doch starke menschliche pyhsionomische Merkmale aufweisen: Gesicht und sekundäre Geschlechtsmerkmale suggerieren uns Weiblickeit, bei beiden Wesen!
Auch wenn die Anfangsszenen, die das Hantieren von Maschinen an den Wesen zeigen, uns doch in unseren Versuchen, oberflächlich zuzuordnen und somit Sinn zu stiften, doch kontinuierlich verunsichern. Menschlich oder nicht? Weiblich oder nicht? Liebesakt oder Kurzschluss?

Und wenn auch diese Fragen keiner klaren, eindeutigen, Zuordnung unterjocht werden können, so streben die Wesen im Video doch zu einem der menschlichsten Bedürfnisse überhaupt hin: Zuneigung in Form von sexueller Zuneigung.
Liebevoll umarmen sich die Wesen, berühren sich sanft und intim und vollführen mit ihren menschlichen Geschichtszügen die zartesten Küsse und sanftesten Bewegungen und provozieren so die Fragen: Können Roboter weiblich/lesbisch sein? Können Roboter, oder besser RoboterInnen lieben?

Das Video bricht in vieler Hinsicht mit tradierten Sehgewohnheiten: Es inszeniert roboterähnliche Wesen beim offensichtlichen Vollzug des Geschlechtsakts. Zumal eines Geschlechtsaktes, gespeist aus tiefster Zärtlichkeit. Hinzu kommt, dass die Wesen nicht einem hetrosexistischen Normativ unterworfen wurden, da es sich augenscheinlich um Roboter mit stark weiblichen Zügen handelt. Letztendliche Sicherheit über die Beantwortung dieser Frage gibt es aber nicht. Ist das, was wir sehen, wirklich lesbischer Robotersex?
Wo nun pornographische Medien in die brachiale, genitalfixierte, Darstellung des Sexualaktes verfallen würden, der seine Befriedigung rein aus der gegenseitigen Stimulation der primären Geschlechtsmerkmale zu ziehen vermag, verbleiben die Wesen im Video beim zarten Spiel mit der Gesamtheit ihrer Körper. Ein durch und durch pornographischer Vollzug des Aktes wäre den Wesen ansich auch gar nicht möglich. Sie verfügen nicht über die „Ausstattung“, die zum Vollzug eines solch gearteten Geschlechtsakts, wie ihn die Pornographie so sehr fokussiert, von Nöten ist und trotzdem wirken sie, entweder trotz oder gerade wegen dieser fehlenden Insignien der Lust, von einer vollendeten Zufriedenheit durchdrungen.

Das Video zu „Björks“ Single erschien 19993 bei dem Musikriesen „Universal“, also gut 13 Jahre vor Niederschrift dieser Arbeit, und ist eines der ersten Musikvideos, dass innerhalb der westlichen Mainstreamkultur Sexualität zwischen Roboterwesen inszenierte und darstellte. Von den freakigen Darstellungen der Band „Mariyln Manson“ in ihrem 1998 erschienen Album „Mechanical Animals“4 an dieser Stelle mal abgesehen und ganz zu schweigen von solchen musikalischen Unternehmungen, wie dem deutschen Projekt „Sopor Aeternus & the ensamble of shadows“, die beide zu keinem Zeitpunkt ihrer Karrieren eine solche Massenwirksamkeit wie „Björk“ zu entfalten vermochten.

Zwar sind Wesen, wie die aus dem Video „Björks“, Cyborgs oder Androiden, schon seit den 1980 Jahren populäre Figuren in der populären Kultur, nicht aber in Bezug auf ihre sexuelle Determination. Figuren wie der, von Arnold Schwarzenegger verkörperte, Cyborg „Terminator“5 oder der Figur des „Robocop“6 aus Paul Verhoevens gleichnamigen Film kann zwar grundlegend eine gewisse sexuelle Präsenz zuerkannt werden, allerdings ist diese Präsenz eher subtil und wird niemals innerhalb der Darstellungen in direkten Sexualverkehr überführt. So tötet der „Terminator“ in seinen Filmen doch deutlich mehr, als das er Zärtlichkeiten verteilt. Und auch der „Robocop“ schmeißt sich gezielter in Abenteuer der Verbrechensbekämpfung, denn in die Abenteuer eines Giacome Casanova.
Nichts desto trotz ist die Maschine innerhalb der letzten Jahrzehnte zu einem integralen Bestandteil der Sexualität geworden.
Ein Stellenwert der, parallel zum technischen Fortschritt, kontinuierlich an Bedeutung und Dominanz zulegte. Überspitzt dargestellt und ausformuliert hat der „Terminator“ Einzug in unsere Betten erhalten, wenn auch nicht in Form einer stählern Kampfmaschine, denn mehr in Form von allerlei technisch-mechanischen Spielzeugen bis hin zu komplizierten technischen Sexpuppen, die die Grenzen zwischen Mensch und Maschine vollends zur Disposition stellen.
In der Pornographie hingegen gibt es mittlerweile ganze Produktionsreihen, die den Sex zwischen Frauen und Maschinen exploitativ inszenieren und vermarkten, einhergehend mit einer Verschmenschlichung der Maschine und einer Entmenschlichung des weiblichen Körpers.
Jedoch muss bei dieser, obig nur fragmentarisch skizzierten Entwicklung, streng zwischen dem Bereich der pornographischen Reproduktion von Sexualität und realer Sexualität getrennt werden, auch wenn starke Wechselwirkungen zwischen diesen Bereichen bestehen, die ebenso in dieser Arbeit Darstellung finden sollen. Es sei deshalb bereits hier angefügt, dass die Pornographie diese Entwicklung, mit ihren komplizierten Maschinen, die Frauen aus egal welcher Position heraus stundenlang zu penetrieren vermögen, nur in der Form eines radikalen Extremes inszeniert. Ein Extrem, dass dergestalt in den Schlafzimmern in der Realität so nicht als Norm aufzufinden ist.

Ziel dieser Ausarbeitung ist es, den Stellenwert von Maschinen, insbesondere dem menschenähnlichen Cyborg, in der pornographischen Darstellung und dem Sexualleben im Allgemeinen im Jahr 2012 zu ermitteln und darzustellen. Die Arbeit fokussiert hierbei die beiden folgenden Fragen:

Was für eine Rolle kommt der Maschine im Sexualleben zu?
und
Ist die Maschine ein Moment der Emanzipation?

Zu Beantwortung dieser Frage nähert sich die Arbeit im ersten Kapitel grundlegend dem Begriff des Cyborgs7 an und versucht diesen multiperspektivisch dazustellen. Im Anschluss an dieses Kapitel erfolgt eine Darstellung der Thesen Georg Seeßlens zur Unterteilung der Pornographie innerhalb der letzten Jahrzehnte8. An dieses Kapitel dann schließt sich der Hauptteil dieser Arbeit an, der sich in seinem Gros der Darstellung des Stellenwertes des Cyborgs in der Pornographie und im Sexualleben des 21. Jahrhunderts widmet9.
Dieser Teil soll die beiden zuvor aufgeworfenen Fragen beantworten. Das fünfte Kapitel steht deshalb in konkreten Bezug zu diesem vorherigen Kapitel: Es widmet sich der Bezugspunkte zwischen Pornographie und Gesellschaft und versucht diese Wechselwirkung zwischen den beiden Felder unter Bezug auf seine emanzipatorischen Wechselwirkungen darzustellen10. Dieser letzte Teil bildet dann zugleich Fazit, da er Entwicklungen und Tendenzen in seinem Wesen zusammenfasst.

Aus dem weiteren Inhalt:

Gliederung

  1. Einleitung
  2. Annäherungen an das Begriffskonstrukt des Cyborgs
    2.1. Eingeschränkte und uneingeschränkte Definition des Cyborgs
    2.2. Der Cyborg als feministisches Denkmodell
  3. Pornographie, Post-Pornographie und Post-Post-Pornographie und was das alles mit Maschinen zu tun hat
  4. Über die Cyborgisierung des Sexuallebens und den Maschinenfetisch
    4.1. Zugriff versus Kontrolle
    4.2. Sexualität mal ohne Menschen
  5. Emanzipatorische Chancen der Digitalisierung des Sexuallebens – Ein Fazit
  6. Quellen- und Literaturverzeichnis

Kostenloser Download der vollständigen Arbeit im pdf Format:




1Asberg, Cecilia: The arena of the body: The cyborg and feminist views on biology, in: Buikema, Rosemarie; Van der Tuin, Iris (Hrsg.): Doing gender in media, art and culture, New York, 2009 S.24
2Börk: All is full of love, Universal, 1999 Video vom Regisseur Chris Cunnighum, einzusehen unter: http://www.medienkunstnetz.de/werke/all-is-full-of-love/. Letzter Zugriff am 13.03.2012 um 17:16 Uhr.
3Ebd.
4Marilyn Manson: Mechanical Animals, 1998 Vgl. offizielle Diskographie einzusehen unter: http://marilynmanson.com/discography/. Letzter Zugriff am 13.02.2012 um 17:20 Uhr.
5Cameron, James: The Terminator, 1984. Weiterführende Informationen zum Film einsehbar unter: http://www.imdb.de/title/tt0088247/. Letzter Zugriff am 12.03.2012 um 17:23 Uhr.
6Verhoeven, Paul: Robocop, 1987. Weiterführende Informationen zum Film in der „Internationl Moviedatabase“, einzusehen unter: http://www.imdb.de/title/tt0093870/. Letzter Zugriff am 12.03.2012 um 17:22 Uhr.
7Vgl. Kapitel 2. Annäherungen an das Begriffskonstrukt des Cyborgs
8Vgl. Kapitel 3 Pornographie, Post-Pornographie und Post-Post-Pornographie und was das alles mit Maschinen zu hat
9Vgl. Kapitel 4. Über die Cyborgisierung des Sexuallebens und den Maschinenfetisch
10Vgl. Kapitel 5. Emanzipatorische Cahncen der Digitalisierung des Sexuallebens – Ein Fazit
11Das Wort „Cyborg“ und „Androide“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft synonym verwendet, auch wenn sie zwei verschiedene Objekte charakterisieren.
12Zwar, Dr. Annette (Hrsg.): Meyers grosses Taschenlexikon in 25 Bänden, Mannheim, 1999 S. 191
13Ebd.
14Ebd.
15Ebd.
16Asberg, Cecilia: a.a.O. S. 25
17Ebd.
18Ebd.